Süssweine
Laut EU-Verordnung gilt ein Wein mit einem Zuckergehalt von mehr als 45 Gramm pro Liter als Süßwein. Die Bandbreite ist aber groß, so kann eine Trockenbeerenauslese durchaus mit über 350 Gramm Restzucker pro Liter daherkommen. Zum Vergleich: Ein Liter Coca-Cola enthält 106 Gramm Zucker. Süßweinen wird aber unter keinen Umständen Zucker beigefügt. Vielmehr besitzen die Trauben für einen Süßwein bei ihrer Lese bereits einen sehr hohen, natürlichen Zuckergehalt. Dieser entsteht durch eine vergleichsweise späte Ernte und andere Methoden, welche die Zuckerkonzentration steigern. Im Gärprozess wird der Zucker dann zu Alkohol umgewandelt und so haben die Trauben zunächst einmal das Potential, einen Wein mit sehr viel Alkohol zu produzieren.
Und auch wenn der Zuckergehalt eines Weines meistens in Gramm pro Liter ausgedrückt wird, gibt es bei Süßweinen noch andere Maßeinheiten, die für eine gewisse Verwirrung sorgen. In Deutschland wird das Mostgewicht des Traubenmostes in Grad Oechsle gemessen. Dabei drückt diese Maßeinheit das Mehrgewicht des Mostes im Vergleich zu Wasser aus. Da dieses Mehrgewicht fast ausschließlich gelöster Zucker ist, treffen die Grad Oechsle eine Aussage über den Süßegrad eines Weines. So erhalten wir durch die folgende Übersicht ein gutes Bild über die in Deutschland verwendete Klassifikation für Süßweine im offiziellen Prädikatssystem, sortiert nach steigendem Restzuckergehalt und ausgedrückt in Grad Oechsle.
Süßwein sollte idealerweise bei 10 bis 12 Grad Celsius getrunken werden. Bei dieser Temperatur wirkt der Zucker nicht zu aufdringlich und das Aroma kann sich trotzdem noch gut entfalten. Bei der Glaswahl gilt: Da man gewöhnlich einen Süßwein nur in kleinen Mengen trinkt, passt ein nicht allzu großes Glas am besten zu diesem Weintyp. Zudem sollte sich der Kelch nach oben verjüngen. So werden die im Wein enthaltenen Aromen am Glasausgang komprimiert. Zudem gelangt der Wein beim Trinken über die Zungenspitze in den Mund – so verstärkt sich der Zuckereindruck noch zusätzlich. Generell passen Dessertweine – wie der Name schon sagt – sehr gut zum Dessert. Jedoch sollte man beachten, dass der gewählte Nachtisch nicht süßer ist als die Weinbegleitung. Anderenfalls tritt die Säure im Wein zu stark in den Vordergrund.
Neben einem einfachen Kuchen oder anderem Gebäck, existieren auch einige klassische Kombinationen mit herzhaftem Essen. Einen französischen Sauternes kann man beispielsweise hervorragend mit Foie Gras (Entenstopfleber) kombinieren. Und auch ein Blauschimmelkäse, wie Roquefort oder Blue Stilton, passen hervorragend zu einem süßen Wein. Hat der Dessertwein nicht allzu viel Zucker, wie zum Beispiel ein Kabinett oder eine Spätlese, lässt er noch vielfältigere Kombinationen zu. Solche Weine machen vor allem bei asiatischem Essen eine tolle Figur. Dabei ist sogar ein gewisser Schärfegrad kein Problem, denn der vergleichsweise niedrige Alkoholgehalt (meistens unter 10 Prozent Alkohol Volumen) verstärkt die Schärfe nicht noch zusätzlich. Zudem passen die ausgeprägte Frucht und die Süße häufig gut zur Stilistik asiatischen Essens.
Durch den hohen Zucker- und Säuregehalt eignen sich gut gemachte Süßweine hervorragend für eine lange Lagerung. Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen und Eisweine, genauso wie Sauternes, sind wahre Langstreckenläufer. Ein Alter von 100 Jahren und mehr sind keine Seltenheit. Und die Weine bieten dann in vielen Fällen einen noch größeren Trinkgenuss. Unser Angebot umfasst zwar keine hundertjährigen Süßweine, doch trotzdem können Sie sich bei uns von der Qualität von Süßwein überzeugen lassen.